Derby Herren 40 RL-West: Abbruch vor den Doppeln gerade noch mal abgewendet

Borbecker TC unterliegt nach doch gespielten Doppeln knapp dem TC Waldhof Bottrop – Diskussion zum Thema Oberschiedsrichter flammt auf

„Das war ein richtig geiles Medenspiel – genauso, wie man es sich immer wünscht“, freut sich der Kapitän des TC Waldhof Bottrop, Jan Rudolf Möller, nach dem knappen 5:4-Erfolg beim Borbecker TC in der Herren 40 Regionalliga West, vor allem, weil das Bezirk-5-Derby in der höchsten Spielklasse alles an Spannung, Sport und Dramatik zu bieten hat, was bereits der Spielberichtsbogen in der Aufstellung der beiden altbekannten Rivalen verspricht – doch genau dort steht der Spieltag vor dem Abbruch. Nicht sportlich, sondern regeltechnisch. Was ist passiert?

Derbyzeit unter alten Bekannten: Borbecker TC (links, stehend: Javier Martinez, Nils Kempgen, Bastian Muc, Kristian Pless, Mirco Heinzinger, Patrik Mersch, hockend: Ron Röhrig, Alexander Mühler) gegen TC Waldhof (rechts, stehend: Julian Schulte, Jan Rudolf Möller, Sven Wolthaus, Manuel Pfeiffer, hockend: Jean Maes, Christian Müller)

Nichts gravierendes im Grunde. Es geht einfach um die Uhrzeit. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, schnaubt Borbecks Kapitän Mirco Heinzinger, als die Oberschiedsrichterin auf die Uhr schaut und die Doppel wegen zu später Nennungsabgabe nicht spielen lassen will – im Grunde eine korrekte Auslegung des Regelwerks: Nach den Einzeln bekommen die Mannschaftsführer vom jeweiligen Oberschiedsrichter einen Zettel zum Eintragen der namentlichen Doppel und ein Zeitlimit von üblicherweise 15 Minuten bis zur Abgabe, die für 18 Uhr angesagt ist. An diesem Abend in Borbeck sind’s für die Hausherren allerdings nur zwölf Minuten Aufstellungszeit. „Ich hatte auf die Uhr geschaut: 17:48 Uhr“, sagt Borbecks Kapitän Heinzinger, „und bin dann mit der Aufstellung für die Doppel, die beim 3:3 nach den Einzeln von uns echt gut überlegt sein musste, quer über die Anlage zur Oberschiedsrichterin gegangen.“ Doch da zeigt die Uhr bereits drei nach sechs, womit die angegebene Abgabezeit trotz 15-Minuten-Puffers offiziell überschritten ist und somit alle drei Doppel für die Borbecker als verloren gewertet werden können. „Es ist in diesem Moment eine Tatsachenentscheidung der Oberschiedsrichterin“, bestätigt Wettkampfleiter Maik Kohl, „aber wie auch immer die Diskussion in Borbeck gelaufen ist, haben die Doppel dann am Ende stattgefunden“.
„Wir wollten die Doppel schon auch spielen,“ bekräftigt Waldhofs Kapitän Möller, weshalb nach erwähntem Hin und Her die Entscheidung doch sportlich fällt – und im Auswärtssieg der Gäste mündet.

Kristian Pless, dänische Nummer Eins des Borbecker TCs, erwischt im Derby keinen guten Tag.

Rückblick: Mit dem Dänen Kristian Pless an Eins und dem Spanier Javier Martinez an Zwei erwarten die Borbecker ihre Bottroper Gäste mit dem Schweden Filip Prpic und dem Franzosen Julien Meas im entsprechenden Duell. Während Prpic allerdings mit 6:2, 6:1 ziemlich deutlich gegen Pless gewinnt, trumpft Martinez wiederum souverän mit 6:1, 6:3 gegen Maes auf. In allen anderen Einzeln hauen sich die Kontrahenten die Bälle ziemlich ausgeglichen um die Ohren: Aus Sicht der Hausherren verliert Alexander Mühler an Drei 5:7, 3:6 gegen Jan Rudolf Möller, Ron Röhrig hält dagegen an Vier mit 6:3, 7:5 Manuel Pfeiffer knapp auf Distanz, ebenso im TC-RAWA-affinen Duell an Fünf Mirco Heinzinger mit 6:4, 6:4 Julian Schulte. Noch enger, nämlich mit MatchTieBreak, läuft’s an Sechs zwischen Bastian Muc (BTC) und Sven Wolthaus (TCW), in diesem Vergleich allerdings zugunsten der Bottroper: 2:6, 6:1 und 6:10 zeigen, dass sich die beiden Teams in der Tat einen ausgeglichenen Schlagabtausch liefern. 3:3 nach den Einzeln.

Man kennt und schätzt sich: Manuel Pfeiffer (r., TCW) und Ron Röhrig (l., BTC).

Also muss die Entscheidung in den Doppeln fallen, in einem Spiel, das unter gleichstarken Konkurrenten richtungsweisend für den Klassenerhalt ist und die Brisanz der Regelauslegungsproblematik in diesem Fall verdeutlicht – dort können die Borbecker dann allerdings einzig im dritten Doppel im MatchTieBreak die Oberhand behalten (Mirco Heinzinger/Nils Kempgen 1:6, 7:6, 10:5 gegen Manuel Pfeiffer/Christian Müller), während Martinez/Mühler 4:6, 6:7 gegen Maes/Möller und Pless/Muc 1:6, 2:6 gegen Prpic/Schulte verlieren. Derweil marschieren der Ratinger TC GW und der THC Brühl verlustpunktfrei durch die Liga und werden wohl den ersten Platz am abschließenden Spieltag unter sich ausmachen. Für Borbeck und Waldhof wird sich der Blick auf die aktuellen Tabellennachbarn TC Eintracht Dortmund und SC Uckerath richten, um die Klasse zu halten.

Dennoch regen beide Bezirk-5-Mannschaften eine Diskussion um die Besetzung der Oberschiedsrichter an. „Vielleicht sollte man mal konkret darüber nachdenken, eine generelle Regeländerung anzustoßen,“ betonen unisono die beiden Kapitäne Heinzinger und Möller, „etwaige strittige Entscheidungen zwischen uns bekommen wir auch selber geregelt, dafür kennen wir uns zu lange und brauchen keinen einzelnen Oberschiedsrichter.“ Eine Überlegung wäre laut der Mannschaftsführer beispielsweise, im Vorfeld beide Teams zu fragen, ob sie einen Oberschiedsrichter anfordern wollten oder nicht – und dementsprechend zu entscheiden. Aber das sind wiederum Diskussionen, die nur an anderer Stelle richtungsweisend geführt werden können.

Zurück zum Derby zwischen Borbeck und Waldhof: alle Partien sind gespielt worden, Waldhof entführt die Punkte sportlich und letztlich haben aus ihrer Sicht doch alle recht – die Borbecker, die Waldhofer und auch die Oberschiedsrichterin!

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